Tanzen gegen Demenz
Dass das Tanzen dem Körper und der Seele guttut, ist ein allgemein bekannter Fakt und viele von uns haben diese wunderbare Erfahrung bereits gemacht. So genießen wir das körperliche Wohlbefinden und die innere Ausgeglichenheit und Erfülltheit nach einem schönen Tanzkurs oder einer ausgelassenen Salsa und Bachata Party. Dass Tanzen jedoch nachweislich das Risiko mindert, an Demenz oder Alzheimer zu erkranken, ist vielen Menschen bisher nicht bekannt. Demenz ist eine Erkrankung der Nervenbahnen im Gehirn. Zu Beginn des Krankheitsverlaufes sind vor allem das Kurzzeitgedächtnis und die Merkfähigkeit betroffen. So erinnern sich Erkrankte schlechter an Ereignisse der näheren Vergangenheit. Mit der Zeit verschwinden dann auch zunehmend Erinnerungen des Langzeitgedächtnisses, sodass irgendwann auch nahe Angehörige nicht mehr erkannt werden können. Gleichzeitig verlieren demente Menschen ihre erworbenen Fähigkeiten und auch ihre Charakterzüge können sich stark verändern. Dies ist sowohl für die Betroffenen als auch für die Angehörigen eine große Herausforderung und Belastung. Viele Wissenschaftler und Ärzte weltweit erforschen die Demenzerkrankung. Neben der medikamentösen Therapie rücken seit längerer Zeit vor allem präventive Maßnahmen mehr und mehr in den Fokus der Forschung. Hierbei hat sich gezeigt, dass das Tanzen eine vielversprechende und ganzheitliche Methode darstellt, um den Auswirkungen und der Entstehung von Demenz entgegenzuwirken.
Im Folgenden soll nun dargestellt werden, warum gerade das Tanzen eine so wirksame Betätigung ist, um nicht nur die körperliche, sondern gerade auch die mentale Fitness zu trainieren.
Studien haben gezeigt, dass Sport im Allgemeinen einen positiven Einfluss auf die kognitiven Funktionen eines Menschen hat. Im Vergleich zu anderen Sportarten stellte sich dabei das Tanzen als ganz besonders geeignet dar, um neuronale Strukturen zu aktivieren und sogar Neubildungungen von Nervenfasern anzuregen. Das Tanzen spricht das Gehirn nämlich auf ganz verschiedenen Ebenen an. Beim Tanzen sind nicht nur Muskeln gefordert, sondern auch Gleichgewicht und Koordination. Was zunächst simpel klingt, stellt sich während des Tanzens als eine große Herausforderung dar. Um Figuren sauber und im Rhythmus absolvieren zu können, ist einiges an Körperkontrolle und Technik nötig. Mit der Zeit wird der Körper immer agiler, geschickter und geschmeidiger. Neben den motorischen Fähigkeiten werden auch die kognitiven Prozesse gefördert. Schritte und Figuren müssen sich einerseits gemerkt und andererseits kreativ verbunden werden. Dies ist eine anspruchsvolle Leistung des Gehirns, welches sich jederzeit erinnern und verschiedene Abläufe neu kombinieren muss. Gleichzeitig aktiviert die Kombination von Bewegung und Musik weitere Hirnregionen, was zu einer vermehrten Hirntätigkeit führt. Dabei wird die Musik beim Tanzen nicht nur wahrgenommen, sondern auch verarbeitet und tänzerisch interpretiert. Die Bewegungen und Schritte erfolgen im Rhythmus der Musik. Musikalische Akzente können vorher geahnt und tänzerisch durch einen besonderen körperlichen Ausdruck inszeniert werden.
Das Gehirn wird neben der motorischen und kognitiven noch auf einer weiteren, wichtigen Ebene angesprochen – auf der emotionalen Ebene. Üblicherweise tanzt man nicht alleine, sondern gemeinsam. Tanzen erfordert somit eine emotionale Verbindung und soziale Interaktion, bei welcher man mit seiner Tanzpartnerin bzw. seinem Tanzpartner in Verbindung tritt. Als Leader muss man jederzeit nicht nur seine eigenen Schritte im Kopf haben, sondern auch die Tanzwege des Followers berücksichtigen. Man muss erfühlen, welche Figuren für seine Partnerin gerade machbar sind, ob die Balance ausreichend ist und ob man einen angenehmen Tanzfluss kreiert. Als Follower muss man jederzeit die Führung seines Tanzpartners wahrnehmen und umsetzen. Das bedeutet, dass man intensiv auf den anderen achtet und das Gespür für den anderen geschärft wird. Für das Gehirn ist dies eine anspruchsvolle Leistung, welche eine mentale Stimulation zur Folge hat. Nach dem Motto „What you don’t use, you loose“ ermöglicht also das Tanzen sowohl kognitive als auch emotionale Fähigkeiten zu trainieren und zu erhalten. Die sozialen Interaktionen sind außerdem ausschlaggebend, um das emotionale Wohlbefinden zu fördern.
Tanzen als Therapie
Ist die Demenz bereits eingetreten, kann das Tanzen helfen, um die Symptome zu mindern. Musik ist dabei häufig der Schlüssel, denn Musik lässt uns einen ganz eigenen Zugang zur Erinnerung finden: Die Verbindung von Tanzen und Musik ermöglicht es, verschüttete Erfahrungen, Erinnerungen und Gefühle wieder aufleben zu lassen. Gleichzeitig spenden Musik und Tanz Trost in einer schwierigen Zeit und Lebensfreude kann wieder neu erfahren werden. So hat die Tanztherapie nicht nur positive Auswirkungen auf die motorischen Fähigkeiten, sondern auch auf die Lebensqualität und die emotionalen Zustände von Menschen mit Demenz gezeigt. Die erlernten tänzerischen Bewegungen und die inspirierenden, belebenden Rhythmen im Tanz können dazu beitragen, das Gedächtnis zu stärken und die alltäglichen Abläufe zu verbessern. Tanztherapie wird daher immer beliebter in Pflegeeinrichtungen für Menschen mit Demenz.
Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass Tanzen gegen Demenz nicht nur eine körperliche Aktivität ist, sondern eine ganzheitliche Erfahrung, die Körper, Geist und Emotionen verbindet. So trägt das Tanzen dazu bei, das Gehirn fit zu halten.