Führen und Folgen, Führen und Spüren, Lead and Follow

Was bedeutet es für dich eigentlich, schön zu tanzen? Sind es die Tanzschritte, die Bewegungen, die Leidenschaft, das Loslassen und die Harmonie des Tanzpaares? Ist es die Auszeit vom Alltag, die Lebensfreude oder alles zusammen?

Was auch immer für dich im Fokus beim Tanzen steht, es gibt einen ganz wichtigen Aspekt, welcher die Qualität und die Freude am Tanzen wesentlich beeinflusst: Das Führen und Folgen, welches auch Führen und Spüren oder Lead and Follow genannt wird.

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Führen und folgen

Der Leader

Beim Paartanzen gibt es einen Leader (zumeist der Mann) und einen Follower (zumeist die Frau), welche sich gemeinsam zur Musik bewegen. Dabei ist es der Leader, welcher den Tanz mit seiner Schrittabfolge steuert.

Tanze ich zuerst eine Rechts- oder eine Linksdrehung, einen 360, eine Titanic, eine Präsentation usw.? Was folgt danach? Kommt ein musikalischer Break, bei welchem ich eine Kippfigur machen möchte? Das sind die Fragen, welche den Leader beschäftigen. Je länger man tanzt, desto unbewusster und automatischer erfolgt die tänzerische Gestaltung. Wer noch nicht so lange dabei ist, muss sich hier erfahrungsgemäß stark konzentrieren, um die gelernten Figuren abrufen zu können. Dabei reicht es nicht aus, seine eigenen Schritte zu wissen, man muss auch den Follower im Fokus haben, um diesem vermitteln zu können, was als nächstes geschehen soll. Diese Aufgabe hört sich komplex an und ist es auch. Wenn du am Anfang deiner tänzerischen Laufbahn stehst, lass dich jetzt nicht abschrecken, denn wie die Routinen beim Autofahren, wird die Führung beim Tanzen mit der Zeit immer selbstverständlicher.

Dabei ist es aber dennoch sehr wichtig, viel Wert auf seine Führungstechniken zu legen. Denn hierbei entscheidet sich, ob das gemeinsame Tanzen mit Leichtigkeit oder eher mit Kraft erfolgt (natürlich sind hierbei auch die Follower-Skills ausschlaggebend, aber dazu später mehr). Kleiner Spoiler: Das Tanzen in Leichtigkeit ist das genussvolle und süchtig machende Tanzen, welches wir als Tänzerinnen und Tänzer anstreben.

 

Hier folgen nun ein paar Tipps, wie du deine Führung gestalten kannst

  1. Benutze nicht deinen Daumen. Das bedeutet, dass du die Hand des Followers nicht festhältst. Der Daumen darf lediglich sanft aufgelegt werden.
  2. Benutze die Sliding-Hands-Technik. Dies bedeutet, dass eure Handflächen nicht starr miteinander verbunden sind, sondern gleiten. Stell dir vor, ihr hättet einen Bierdeckel zwischen euren Händen, welcher nicht hinunter fallen darf (dies könnt ihr auch mal ausprobieren). Der Deckel fällt nicht, wenn ihr beide mit leichtem Druck gegen diesen drückt und bei Drehungen und anderen Bewegungen eure Hände am Deckel gleiten lasst.
  3. Druck und Gegendruck: Wie funktioniert nun die Verbindung, wenn man sich nicht festhalten darf? Wie kann man verhindern, dass man sich nicht verliert? Die Antwort lautet: Mit Druck und Gegendruck. Der Leader baut eine leichte Spannung auf, welche der Follower erwidert. Je mehr Spannung der Leader in die Verbindung hineingibt, desto mehr Spannung entwickelt auch der Follower. Hier existiert das Prinzip der Spiegelung. Übrigens: Es ist die Aufgabe des Followers, die Hand des Leaders nicht zu verlieren. Dies gilt auch für andere Führungsimpulse, welche durch den Rahmen des Leaders vermittelt werden.
  4. Baue einen Rahmen auf. Das bedeutet, dass du deine Körperhaltung dahingehend optimierst, dass dein ganzer Körper unter einer positiven Spannung steht. Mit dieser körperlichen Präsenz kannst du allein schon viel Führung geben (vorwärts, rückwärts, seitwärts, einladend, bremsend, rotierend, bei Bachata erfolgt auch viel Sensual-Führung über den Körper). Das bedeutet, dass die Führung mit den Händen nicht alleine ausschlaggebend und zielführend ist.
  5. Sei ein Maler: Das bedeutet, dass du die Führung in die Luft „malst“ – du zeigst deiner Partnerin den Weg und musst sie nicht schieben, drücken oder schubsen. Je präziser du „malst“, desto leichter wird dein Follower deine Führung umsetzen können.
  6. Einfühlungsvermögen: Jeder Follower ist anders, hat andere Bewegungen, andere Techniken, unterschiedliche Erfahrungen und Skills. Hier muss sich der Leader einfühlen und erspüren, welche Figuren machbar sind. Dabei gilt auf jeden Fall weniger ist mehr: Sollte eine Figur nur mit Hilfe einer deutlichen Krafteinwirkung machbar sein, sollte auf diese Figur besser verzichtet werden und dafür Figuren ausgewählt werden, welche schon mit einer gewissen Leichtigkeit funktionieren. Denn das Ergebnis grober Krafteinwirkungen sind nicht selten eine schmerzende Schulter, ein umgeknickter Fuß oder der Verlust von Balance. Es bleibt ein unangenehmes und unsicheres Gefühl beim Follower zurück anstelle der ersehnten Lebensfreude. Wer es hingegen versteht, einen Tanz mit solchen Figuren zu gestalten, welche sein Follower gut umsetzen kann, erzeugt Harmonie und eine positive Stimmung und ganz sicher den Wunsch, wieder miteinander zu tanzen.
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Mit Leidenschaft den Tanzpartner führen

Der Follower

Üblicherweise sind es die Damen, welche den Part des Followers einnehmen. Es sei aber an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass die Rollen auch sehr gut getauscht werden können und dass es für die tänzerische Entwicklung sogar sehr hilfreich sein kann, beide Parts tanzen zu können.

Der Follower hat die Aufgabe, die Führungsimpulse des Leaders umzusetzen. Diese Aufgabe ist nicht immer leicht zu bewältigen. Beispielsweise wird eine Drehung geführt, doch die eigene Balance ist wackelig und die Drehung wird etwas schief. Oder man bemerkt den Führungsimpuls zu spät und kann ihn nicht umsetzen, auch kann es sein, dass man die Führung gar nicht versteht. Des Weiteren kann es passieren, dass man eine Idee hat, was als nächstes kommt, weil man beispielsweise schon lange miteinander tanzt. So wartet man nicht auf die Führung, sondern tanzt schon automatisch die Schritte, mit welchen man rechnet. Eine weitere Herausforderung kann es gerade zu Beginn sein, dass der Follower vor dem Leader die Figur verstanden hat und schon mal „mithilft“, der Follower tanzt auch hier unabhängig von der Führung seine Schritte. Wie man sehen kann, ist ein harmonisches Lead and Follow keine Selbstverständlichkeit. Mit ein paar Grundlagen kann man das Führen und Spüren jedoch verbessern und dadurch mehr Freunde beim Tanzen gewinnen.

 

Hierfür folgen nun einige wichtige Tipps für die Follower

  1. Benutze deinen Daumen nicht. Genauso wie die Leader sollen auch die Follower ihre Daumen beim Tanzen nicht benutzen. Wenn man sich als Follower an der Hand seines Tanzpartners festhalten muss, ist dies ein Zeichen dafür, dass die eigene Balance nicht ausreichend ist. Hierbei ist der Gedanke wichtig, selbstständig zu tanzen. Das bedeutet, dass der Leader zwar die Wege zeigt, man als Follower diese dann aber selbstständig austanzt. Es sollte kein „Drücken“, „Schieben“ oder „Ziehen“ notwendig sein.
  2. Erwidere die Spannung der Führung. Du spiegelst als Follower die Körperspannung wider, welche dein Tanzpartner in seine Führung hineingibt. Spürst du eine ganz sanfte Verbindung, so entgegnest du hier auch mit einem leichten Druck. Erhöht sich die Spannung, so erhöhst auch du die Spannung und bereitest so deinen Körper beispielsweise auf schnellere Impulse oder Richtungswechsel vor. Bei der Führung eines Caresses gibt es zum Beispiel so gut wie gar keine Spannung in der Verbindung der Hände. Kommt es hier zu zu viel Spannung, kann aus dem Caress schnell mal eine unbeabsichtigte Drehung werden.
  3. Halte die Verbindung zu deinem Tanzpartner. Es ist die Aufgabe des Followers, den Leader nicht zu verlieren. Nimmt der Leader die Arme hoch, so tut dies auch der Follower. Winkelt der Leader das Handgelenk, so winkelt der Follower auch sein Handgelenk (nur eben entgegengesetzt, so dass die Verbindung erhalten werden kann). Durch einen leichten Druck wird die Verbindung von Seiten des Followers sichergestellt.
  4. Benutze die Slinding-Hands-Technik. Wie bereits oben beschrieben ist die Sliding-Hands-Technik ein wichtiges Mittel für ein harmonisches Führen und Folgen. Dafür brauchst du bewegliche Handgelenke. Insbesondere die Flexion der Handgelenke bei Drehung ist sehr wichtig.
  5. Nimm keine Führung vorweg: Gib deinem Tanzpartner die Chance dich zu führen und gib euch beiden somit die Chance wirklich miteinander zu tanzen. Tanze nur das, was du wirklich spürst. Auf diese Weise kann der Leader seine Führungsimpulse reflektieren und optimieren und ihr beide könnt euch so viel besser weiterentwickeln.
  6. Verbessere deine Balance. Wenn du die Möglichkeit hast Lady Styling Kurse oder Solo Kurse zu besuchen, dann lass dir diese Chance nicht entgehen. Je mehr Balance ein Follower hat, desto besser, sicherer und leichter kann er die Führungsimpulse umsetzen.

 

Mit diesen Tipps gelingt es euch bestimmt, wesentlich harmonischer und smoother miteinander zu tanzen. Viel Erfolg und eine tolle tänzerische gemeinsame Reise wünschen wir euch!

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